Breath of Fire I (SNES)

Begonnen von Takeshi, 23. August 2024, 21:54:50

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Takeshi

Vor kurzem habe ich eine Liste der SNES-Spiele durchstöbert und insbesondere nach Rollenspielen gesucht, die ich noch nicht gespielt habe. Dabei bin ich auf Breath of Fire gestoßen. Teil 1 und 2 sind für das SNES, Teil 3 und 4 für die PS1 und Teil 5 für die PS2. Es handelt sich dabei also durchaus um eine erfolgreiche Serie, so dass es sich zu lohnen schien, den ersten Teil anzuspielen. Meinen Eindruck möchte ich an dieser Stelle teilen.

Vielleicht das Fazit direkt vorweg. Wenn du überlegst, das Spiel einmal anzufangen, ich würde davon abraten. Für die neueren Teile scheint es auch nicht wirklich notwendig zu sein, den ersten gespielt zu haben, ähnlich wie bei Final Fantasy. So, nun aber zu den Details.

Teil 1 erschien 1993 in Japan (das SNES ist 2 1/2 Jahre alt) und 1994 in den USA, aber nie in Europa. Erst das Remake für den GBA erschien auch hier und damit auf Deutsch. Entwickelt wurde Breath of Fire von Capcom, übersetzt und in den USA veröffentlicht aber von Squaresoft. So kommt es, dass einen die USA-Version mit dem Squaresoft-Logo begrüßt, obwohl das Spiel von Capcom stammt. Ich habe mich gegen die GBA-Version entschieden, weil da die Farben anders sind, um sie an das GBA-Display anzupassen. Außerdem wollte ich lieber die Originalversion für das SNES ausprobieren. Vom SNES-Teil gibt es Patches für eine deutsche Übersetzung, die nur so mittelmäßig taugt, wie ich nach einiger Zeit feststellen musste. Die Dialoge sind wahrscheinlich gut übersetzt, aber einzelne Wörter bzw. Abkürzungen sind vertauscht, was echt verwirrend sein kann.

Nach geschätzt 15 Spielstunden bin ich ein wenig enttäuscht bis erschrocken von der Qualität. Das Spiel wirkt insgesamt mehr wie eine Demo oder ein RPG-Maker-Spiel, das jemand allein entwickelt hat, weil er JRPGs mag, aber ohne ein Händchen dafür zu haben. Die Dialoge sind teilweise richtig plump. Die NPCs fallen teilweis mit der Tür ins Haus. Da kommen sinngemäß so Sätze wie "Hier ist der Schlüssel. Damit kannst du nach XY.", ohne, dass ich irgendetwas dafür getan hab, dass ich mit dem NPC darüber gesprochen hätte, dass ich nach XY möchte und hilfe brauch. Nein, ich wusste teilweise selbst noch nicht einmal, dass ich nach XY möchte. Dann sagen immer wieder mal mehrere NPCs das Gleiche. Das wirkt alles unglaublich unnatürlich.

Man merkt, dass das Spiel urpsünglich nur für den japanischen Markt entwickelt wurde, denn der Charakternamen ist auf 4 Zeichen begrenzt und die Bezeichnung von Items und Zaubern auf 6 und von Gegnern auf 8. Deshalb werden in der englischen Übersetzung fast überall Abkürzungen verwendet, wie "Antdt" für "Antidote", "DkKiss" für "Dark Kiss" oder "Mrbl1" für ... ja für was eigentlich? Im Englischen lassen sich viele Bezeichnungen noch erraten, aber in der deutschen Fan-Übersetzung wird es echt unverständlich, weil der Stil der Abkürzungen nicht so einheitlich ist. Aber dafür kann Capcom bzw. Squaresoft natürlich nichts.

Positiv hervorzuheben ist, dass es überall die Option gibt, sich einen Info-Text zu einem Item anzeigen zu lassen. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt, aber teilweise ist der Text absolut nicht hilfreich oder schlecht gemacht. Bei einem Gegenstand steht, er mache genau das, was man erwarten würde. Bringt mir nichts, weil ich eben keine Ahnung habe. Bei einer Säge steht aber was dazu. Bei Heil-Items steht überall der gleiche Text, dass der einige HP heilen würde. Da hätte man hinschreiben können, wie viele HP er heilt, entweder als Zahlenwert, oder zumindest "wenige/einige/viele/alle", aber nein ...

An einigen Stellen gibt es Wasserquellen, an denen die ganze Gruppe geheilt wird. Der Text spricht aber nur davon, dass die HP des ersten Charakters geheilt werden. Dann liegen manchmal Lebensmittel herum, die man direkt essen kann. Manche verderben einem den Magen oder schlimmer, aber einen Effekt hat kein Lebensmittel, weder positiv noch negativ.

Nach einem Kampf erhält man Erfahrungspunkte und Geld. Zwei gleiche Gegner geben aber eine ungerade Zahl an Erfahrungspunkten und auch nicht das Doppelte von einem Einzelgegner. Wie sich die Erfahrungspunkte zusammensetzen, ist mir bis jetzt ein Rätsel. Dass das Spiel eine komplexe Berechnungsformel dafür verwendet, erscheint mir angesichts des Rests eher unwahrscheinlich.

Die Charaktere können durch Tragen von Gegenständen ihre Statuswerte aufbessern, wie man es von Rollenspielen kennt. In der Itemliste ist jedoch nicht ersichtlich, was für eine Art von Rüstngsgegenstand das ist, beispielsweise Kopfbedeckung oder für den Oberkörper. In der Übersicht, was der Charakter trägt, sind Symbole für der Bezeichnung, aber in der Itemübersicht fehlt das. Aus der Bezeichnung sollte eigentlich hervorgehen, wofür der Gegenstand ist, aber die Bezeichnungen sind wie gesagt Käse. Ich muss also den Gegenstand ausrüsten, um es zu erfahren. Beim Kauf ist das Spiel so fortschrittlich, dass es mir vor dem Kauf anzeigt, welcher Charakter den Gegenstand tragen kann und wie sich der Wert verändert. Es ist sogar möglich, den Gegenstand zu kaufen, auszurüsten und den alten zu verkaufen, in nur einem Schritt! Das soll man kaum glauben. Es zeigt einem aber nicht an, welcher Wert sich verändert. Dann haben die Charaktere unter anderem "ATK" und "Str.", "DEF" und "Vigor", "ACT" und "Agil.", "MAG" und "Wisdom", "FATE" und "Luck". Die jeweiligen Paare sind auf zwei Kästen verteilt. Was soll das? Ich kann es mir nur so erklären, dass der zweite Werte (nie größer als der erste) die Eigenschaft des Charakters ist und der erste der effektive Wert als Summe vom zweiten Wert und der Ausrüstung. Aber ich weiß es nicht.

Natürlich gibt es auch Status-Veränderungen. Welchen Effekt welcher Zustand genau hat, wird aber ebenfalls nicht erklärt. Erst online fand ich heraus, dass Zombie den Verteidigungswert extrem senkt.

Das Zauber-System ist auch sehr primitiv. Es gibt wie bei Zaubern üblich verschiedene Elemente, hier Feuer, Blitz und Frost. Die existieren außerdem in verschiedenen Ausbaustufen mit unterschiedlichen AP-Kosten. Es ist aber nicht so, dass einige Gegner Stärken und Schwächen haben und so mal der eine oder mal der andere Zauber effektiver wäre. Nein, jeder Zauber verursacht für sich immer exakt den gleichen Schaden, egal wie stark der Gegner ist und egal wie hoch mein Magie-Wert ist. Womit sich die Frage stellt, wofür der Magie-Wert überhaupt da ist. Das gilt sogar für den Heilzauber. Der einfache Heilzauber "Cura" heilt immer 50 HP, genau so wie das einfachste Item.

Mindestens ein Charakter hat auf der Weltkarte eine besondere Eigenschaft: Mit ihm ist es möglich, durch Wälder zu gehen. Mit anderen Charakteren stellt der Wald entweder eine Wand dar, oder man geht in dem Sinne in den Wald, dass eine gesondere Karte aufgerufen wird. An einer Stelle im Spiel ist genau diese Eigenschaft notwendig, doch niemand sagt einem, dass es diese Eigenschaft gibt. Der Charakter gehört zwar dem "Waldvolk" an, wie einem ein NPC erklärt, aber daraus lässt sich nun echt nicht schließen, dass es auf der Weltkarte einen Unterschied machen könnte, welcher Charakter der erste in der Liste ist.

Eines der wesentlichen Story-Elemente ist, dass der Hauptcharakter sich in einen Drachen verwandeln kann. Wenn das so elementar ist, sollte man meinen, es gibt einen ausführlichen Dialogteil im Spiel, sobald es dem Charakter möglich ist und er damit erfährt, dass er es kann und es zu irgendwas nützlich ist. Aber nein, das lernt er einfach so im Kampf. Die Verwandlung ist bei den Zaubern geführt (er kann keine Zauber). Dass er das erlernt hat, wurde mir ziemlich sicher angezeigt, aber das hab ich wohl so übersehen, dass ich irgendwann versehentlich feststellen musste, er kann schon drei verschiedene Verwandlungen!

Selbstverständlich wurde das Spiel damals mit einem Handbuch ausgeliefert - gute alte Zeit. Das macht allerdings den Eindruck, als mussten die Macher damals eine feste Anzahl an Seiten füllen und nicht, als wollten sie einem das Spiel erklären. So enthält es eine Liste der Städte mit einer Kurzbeschreibung, was dort zu tun ist. Das ähnelt an der Stelle mehr einem Lösungsbuch. Die Hinweise hätten eher ins Spiel selbst gehört, in Form von Dialogen. Aber da mangelt es wie gesagt. Die Charaktere werden ebenfalls alle vorgestellt, wobei die im Spiel nach und nach zu einem stoßen. Es ist ein erheblicher Teil des Spiels, die Charaktere zu finden und in die Gruppe zu holen. Die beiden Sachen spoilern im Grunde und machen 2/3 des Handbuchs aus. Welche Statusveränderungen es gibt oder welche Bedeutung die einzelnen Eigenschaften haben, darüber schweigt sich das Handbuch aus.

Also das Spiel ist an allen Ecken und Enden nicht zu Ende gedacht. Nun könnte man meinen, das Spiel ist alt, eines der ersten Rollenspiele, dafür doch ganz gut usw. und ich dachte auch erst, das sei bestimmt fast ein Release-Spiel gewesen. Aber nein, das SNES war wie erwähnt bei Veröffentlichung schon 2 1/2 Jahre alt. Und Final Fantasy VI erschien ziemlich genau ein Jahr später auf dem SNES und das ist eine Bombe! erst einmal waren Rollensoiele offensichtlich keine neue Sache, denn von Final Fantasy waren bereits fünf Teile auf dem Markt, der erste 5 Jahre vor Breath of Fire. Final Fantasy I und II habe ich bereits gespielt (Remake auf der PS1), einen Teil etwas länger. Aus dem gleichen Niveau ist Breath of Fire, wenn Final Fantasy I/II dem nicht sogar überlegen ist. Also man merkt, warum Capcom nicht gerade für Rollenspiele bekannt ist.

Nun interessiert mich natürlich, hat irgendwer das Spiel ebenfalls gespielt, eventuell sogar vor längerer Zeit schon? Wenn ja, bist du anderer Auffassung, oder hast du die gleichen Eindrücke mitgenommen?

Anakin94

Zitat von: Takeshi am 23. August 2024, 21:54:50Nun interessiert mich natürlich, hat irgendwer das Spiel ebenfalls gespielt, eventuell sogar vor längerer Zeit schon? Wenn ja, bist du anderer Auffassung, oder hast du die gleichen Eindrücke mitgenommen?
Mit Rollenspielen kann ich nur sehr wenig anfangen.
Es kann durchaus sein, dass ich mal einen späteren Teil auf einer PS1 Demo angetestet hatte.
Bekannt kommt mir nur das PAL Cover vom 3. Teil vor.
Ich fand deinen Beitrag trotzdem interessant zu lesen.

Zitat von: Takeshi am 23. August 2024, 21:54:50Selbstverständlich wurde das Spiel damals mit einem Handbuch ausgeliefert - gute alte Zeit.
:)

Zitat von: Takeshi am 23. August 2024, 21:54:50Nach geschätzt 15 Spielstunden bin ich ein wenig enttäuscht bis erschrocken von der Qualität. Das Spiel wirkt insgesamt mehr wie eine Demo oder ein RPG-Maker-Spiel, das jemand allein entwickelt hat, weil er JRPGs mag, aber ohne ein Händchen dafür zu haben.
Ich möchte keine japanischen Spiele generell schlecht reden, aber auf der PS1 gibt es viele japanische Spiele, die so wirken.
Einiges wurde von Midas Interactive und Phoenix Games in Europa gepublished und das meiste ist sehr einfach und großteils Schrott.
Damit meine ich teils unfertig oder einfach schlecht.

Ein anderes Beispiel.
Yuke's Co. Ltd. ist für die WWF/WWE SmackDown Spiele bekannt.
3 Monate bevor der erste Teil auf der PS1 erschien, wurde schon ein anderes Wrestling Spiel von denen released.
Das war Japan exclusiv und heißt ,,The Pro Wrestling".
Es verwendet die selbe Engine und sehr viele Animationen, nur das dass Spiel alles andere als amerikanisch wirkt.
Zudem wirkt das Spiel vergleichsweise wie eine Beta von ,,WWF SmackDown!".

Das es anders geht klar, da hast du auch ein Beispiel zu genannt.
Dennoch habe ich so die Erfahrung gemacht.

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Takeshi

Ich hab eher den Eindruck, dass die PS1 vor allem durch Quantität heraustach. Es gab so viele Spiele wie für keine andere Konsole zuvor. Auch wenn es da selbstverständlich trotzdem gute Spiele gab, waren es nicht unbedingt mehr als auf anderen Konsolen, was zwangsweise bedeutet, dass es eine Menge Schrott gab. Und das betraf nicht nur japanische Spiele.

Ein japanisches WWE-Spiel ist ein eher schlechtes Beispiel. Für mich ist es erwartbar, dass Japaner keine amerikanische Kultur in einem Spiel umsetzen können. Umgekehrt können Amerikaner weder Animes noch J-RPGs. Ich kann mir nicht erklären, warum Japaner überhaupt ein WWE-Spiel machen sollten. Aber aus irgendeinem Grund haben sie es.

Anakin94

Zitat von: Takeshi am 25. August 2024, 12:47:25Ein japanisches WWE-Spiel ist ein eher schlechtes Beispiel.
Das ist leider mein einziges japanisches PS1 Spiel.
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