Reflow - Methode 2
- Solltest du es noch nicht getan haben, lies dir erst alles zum Thema YLOD durch!
- Es gibt verschiedene Reflow-Methoden, die alle unterschiedlich gut sind. Vergleiche erst alle und gucke dann, für welche deine Ausrüstung reicht.
- Überleg dir vorher gut, ob du den Reflow wirklich selbst machen willst. Wenn du dabei den RSX (oder welchen Chip auch immer) beschädigst, ist die Konsole hinüber und dann kann sie auch kein anderer mehr retten. Mal probieren und wenns nicht klappt einen Profi versuchen lassen ist nicht immer drin, denk daran!
Ziel des Reflow ist es die fehlerhaften Kontakte so weit zu erhitzen, dass das Lötzinn an diesen wieder schmilzt und sich so repariert. Das (bleifreie) Lötzinn schmilzt bei ungefähr 220°C.
by Takeshi
Pflicht
- Heißluftfön: Der sollte möglichst eine Temperaturregelung haben. Noch besser ist, wenn du den Luftstrom einstellen kannst.
- Gelöstes Kolophonium (ohne geht manchmal auch, macht die Kontakte aber auf Dauer nur schlechter)
- Einen Backofen: Verwende keinen, in dem noch Lebensmittel landen, denn es entwickeln sich Dämpfe beim Reflow.
- Ein Temperaturmessgerät mit einem Wärmeleitpad. Das darf aber nicht über Infrarot funktionieren, sondern über einen Messfühler. Das Multimeter "Ma-64" von Profitec hat das zum Beispiel.
by Takeshi
Entferne den Heatspreader (IHS) vom RSX, alle Wärmeleitpads auf dem Mainboard und die Batterie (falls vorhanden).
Besitzt du gelöstes Kolophonium, lasse dies unter den RSX fließen. Lasse den Alkohol verdunsten, indem du das Board auf die Heizung legst oder mit dem Heißluftfön das Board leicht erhitzt. Die temperatur sollte dabei zwischen 50°C und 80°C betragen. Alternativ kannst du das Board auch im Ofen auf die gleiche Temperatur bringen.
Ist das Kolophonium fest, ist es ratsam alle Temperaturempfindlichen Bauteile mit Alufolie vor der Heitzestrahlung zu schützen, als Beispiel hier das SEM-001 Board aus einer v3:
Am wichtigsten sind Speaker und A/V-Buchse (orange), die schmelzen nämlich weg. Die Elkos gehen zwar nicht ganz kaputt, leiden aber dennoch unter der Hitze, durch die Alufolie dann etwas weniger. Die Elkos sind hier schon alle in Alufolie eingewickelt, bis auf die beiden gelb markierten.
Befestige den Temperaturfühler mit dem Wärmeleitpad in der Nähe des RSX auf einer großen Kupferfläche, die mit dem RSX gut verbunden ist, zum Beispiel neben den Kondensatoren (Aufschrift "NEC/TOKIN", "OE128"). Die Kupferfläche ist träge, du misst dadurch die Temperatur der kälteren Stelle.
Besitzt du zwei Temperatufühler, kannst du den natürlich zur besseren Konsolle auch noch anbringen. Da empfiehlt sich die andere Seite des Mainboards, kann auch eine andere Ecke des RSX sein.
Ganz ohne Temperaturmessung klappt das nicht, auf die Einstellung des Backofens kannst du dich nicht stützen, denn diese ist sehr ungenau und unterscheidet sich schnell mal um über 50°C von der echten Temperatur.
by Takeshi
Lege das Board mit dem RSX nach oben auf ein Gitter in den backofen. Stelle den Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze. Beobachte immer die Temperatur mit dem Messgerät! Erreicht die Platine eine Temperatur von 150°C, schalte den Backofen aus und warte, bis die Temperatur nur noch sehr langsam weiter steigt. In der Regel gehts noch 5°C bis 10°C höher. Hiermit sorgst du für eine bessere Verteilung der Hitze. Bei zwei an verschiedenen Stellen angebrachten Temperaturfühlern ist darauf zu achten, dass die Temperatur bei beiden gleich ist.
Danach schaltest du den Backofen wieder an (diesmal 250°C, wenn er das kann), bis 200°C auf dem Messgerät angezeigt werden. Zieh das Board schnell raus aus dem Backofen (Gitter raus ziehen reicht), halte dann sofort mit dem Heißluftfön mit 350°C und ca. 500 l/min Luftstrom auf den RSX von oben, immer schön kreisen (ungefähr 2s für einmal kreisen, da mal jemand nach der Geschwindigekit fragte).
Nachdem du den RSX 20 Sekunden mit dem Fön erhitzt hast, nimmst du das Board ganz aus dem Backofen und legst es zum Abkühlen irgendwo auf eine hitzeunempfindliche Unterlage, wie es bei den Arbeitsplatten in der Küche normalerweise der Fall ist. Du kannst das Abkühlen durch Wedeln mit einer Zeitung beschleunigen. Von Vorteil ist es die Alufolie von den Elkos so früh wie möglich runter zu ziehen, zum Beispiel mit einer Pinzette. Ganz Mutige machen das mit den Fingern. Dadurch kühlen die Elkos schneller ab. Andernfalls hält die Alufolie die Hitze in den Elkos. Bei dem Speaker und der A/V-Buchse ist das nicht wichtig.
Auch wenn es eigentlich selbstverständlich ist, das Gitter und das Board ist natürlich sehr heiß, also nur mit einem Handtuch oder Handschuhen arbeiten!
Berühre auf keinen Fall den RSX. Dabei kann er verrutschen, das Board ist dann hinüber.
Lüfte nach dem Reflow gut durch, denn - vorallem mit Kolophonium - entwickeln sich ungesunde Dämpfe.
by Takeshi
... solltest du das Mainboard nochmals säubern. Das heißt alle Rückstände von Flussmittel entfernen. Am besten ist es, wenn du unter den RSX etwas Isopropanol laufen lässt, wartest (damit sich das Kolophonium löst) und danach mit weiterem Isopropanol die Reste raus spülst, bis das Isopropanol nahezu farblos wieder raus kommt. Das sieht am Ende besser aus, verringert die Gefahr Probleme zu bekommen und erleichtert dir bei einem erneuten Reflow frisches Flussmittel unter den RSX zu bekommen.
by Takeshi
Die Alufolie schützt nur vor der Hitzestrahlung, nicht vor der Hitze selbst. Die Bauteile werden trotz der Folie über das Mainboard mit erhitzt. Aus diesem Grund sollte das Mainboard nicht unnötig lang im Ofen bei einer hohen Temperatur liegen, denn dabei zieht die Wärme auch immer weiter in die Bauteile und irgendwann bringt die Alufolie gar keinen Nutzen mehr.
by Takeshi
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